Ein kleines Paradies

Hereinspaziert, Du bist herzlich willkommen!

(es sei denn, Du bist eine Wühlmaus, Blattlaus oder Nacktschnecke)




Was - ein Garten soll das sein? Das ist ja noch nicht mal ein Gärtchen! Das höre ich öfter, wenn ich Bekannten erzähle, wieviel Quadratmeter Grün zu unserem Haus gehören. Ich gebe es zu, es könnte gerne mehr sein. Gerade mal 120 qm kommen da zusammen. Die Gartenfläche hinter dem Haus beträgt nur 7,5 x 14 Meter, dazu kommt noch ein kleines Stück neben dem Haus. Es ist auch kein Traumgarten, wie die aus den Gartenzeitschriften und Büchern, sondern ein Paradies mit kleinen Fehlern. Aber wir lieben es trotzdem und nutzen es im Sommer als Freiluft-Wohnzimmer. Vielleicht möchtest Du dich trotzdem ein wenig umschauen? Du bist herzlich eingeladen, unser grünes Lieblingsplätzchen mit all seinen Sträuchern und Blumen wartet schon auf Dich.
Unser "Lieblingsplätzchen war aber zuerst ein einziger Alptraum. Nach dem Einzug stellte sich erst einmal die Frage: Was mache ich aus dieser „Schuhschachtel“ bzw. wie verwandelt man eine triste Unkraut- und Moosfläche zwischen drei Mauern und einer Hecke in einen angenehmen Aufenthaltsort?

Auf der vom Vorbesitzer "Garten" genannten Ruderalfläche hatte man überall Schutt vom zweiten Weltkrieg, Backsteine, Betonbrocken und Glasscherben vergraben. In der Mitte wuchs spärlicher Rasen. Es gab kein bisschen Schatten. Zwei kleine Sträucher in den Ecken kümmerten vor sich hin, und eine einzige kränkliche Rose kämpfte neben der "Terrasse" genannten Kiesfläche um das Überleben. Das Einzige, was wirklich kräftig wuchs, waren Brennessel, Ackerwinde, Weidenröschen, Löwenzahn, Hahnenfuß, Vogelmiere & Co. Na -  wenigstens die waren schön grün!

Aber wir sind  nicht umsonst "Bergische Dickköppe". Trotzig stellten erst einmal unsere Rentnerbank und einen Tisch mit zwei Stühlen in der Einöde auf, damit wir bei schönem Wetter grillen konnten. Leider ist es aber nicht sehr gemütlich, wenn einem die Nachbarn beinahe das Fleisch vom Teller gucken: "Na, was gibt es denn bei Nachbars heute wieder? Grillkoteletts, Steaks und Putenspieße. Lecker. Bauernbrot, Kräuterquark und Currysahne. Soso. Und auch noch Salat - was denn, das wollen die alles essen? Bestimmt wiegen die bald zwei Zentner." Wir fühlten uns wie im Zoo. Eigentlich hätten wir Eintritt verlangen sollen, da wäre ganz schön was zusammen gekommen. Um ein bisschen Sichtschutz zu haben, stellten wir die Tontöpfe mit den mitgebrachten Rosen und Sträucher aus dem alten Garten um unsere Kiesterrasse.

Wir hätten gerne unseren Garten von Grund auf neu gestaltet, aber da gab es ein Problem. Unsere Kasse war leider nicht so gut gefüllt. Es war also nichts mit Hilfe vom Fachmann. Also haben wir viel gegrübelt, Gartenbücher gewälzt und dann eine Menge umgegraben, kompostiert und gebuddelt, bis wir ordentlichen Boden im Garten hatten. Danach haben wir die ersten zwei Beete angelegt. Endlich fanden unsere mitgebrachten Rosen, Sträucher und die Säulenkirsche ein neues Zuhause.

An die hohen kahlen Mauern pflanzten wir einige Schlingpflanzen. Von den Nachbarn wurden wir dabei misstrauisch beobachtet. Sie gehören zur Gattung der Lebensbaum- und Heidekrautbesitzer und haben alle extrem aufgeräumte Vorgärten, wo die Sträucher gleichmäßig gestutzt in den Beeten wachsen. Vermutlich finden Sie unseren "Hinterhofdschungel" ziemlich unordentlich. Bei uns gibt es keine Rabatten mit in Reih und Glied gepflanzten Sommerblumen.


Wichtig für unsere Auswahl war, dass möglichst viele Pflanzen duften und dass in jedem Beet einige Rosen stehen. Ältere Sorten wurden dabei bevorzugt, weil sie meist nicht so bunt sind und auch besser zu einem alten Haus passen.

Auch bei den Stauden und Sommerblumen haben wir auf sehr bunte Exemplare verzichtet und uns viel Zeit bei der Zusammenstellung gelassen. Dabei haben wir  fast vergessene Pflanzen wie die Mondviole oder die gute alte Reseda wiederentdeckt, die zu Großmutters Zeiten in keinem Garten fehlen durften.

Damit auch im Frühjahr schon etwas blüht, kamen eine Menge Blumenzwiebeln hinzu.


Zur Beruhigung des Gesamtbildes haben wir in die schattigen Ecken heimische Waldstauden mit schönen Blättern und einige Farne dazugepflanzt.

Später haben wir mit einer Menge Gartenholz für etwas Sichtschutz gesorgt. Einige Rosenbögen und Rankgitter teilen die "Schuhschachtel" nun in verschiedene Bereiche. Blühende Sträucher und Bäume sorgen für Schatten.

Durch die abgeschlossene Lage ist es in unserem grünen Gartenhof  immer etwas wärmer als in den offenen Gärten der Umgebung. Deshalb haben wir auch Pflanzen darin, die für das Bergische Land eigentlich nicht so gut geeignet sind.

An schönen Wintertagen kann man in der Mittagssonne ein Weilchen auf der Bank sitzen und die frische Luft genießen. Es macht Spaß, so in einen dicken Pulli gekuschelt einen heißen Tee oder Glühwein zu trinken und die Sonnenstrahlen im Gesicht zu spüren. Dabei kann man schon für das kommende Gartenjahr planen und sich auf den Frühling freuen. Unsere Nachbarn lächeln dann und finden es merkwürdig, wenn sie uns im Januar auf unserer Rentnerbank entdecken. Aber das stört uns nicht, denn der Winter kommt uns dann gar nicht so lang und düster vor. Wir lassen uns den Aufenthalt in unserem "Wintergarten" nicht vermiesen.

Auf den nächsten Seiten möchte ich Dir die hübschesten Winkel unseres grünen Refugiums und auch einige seiner Bewohner vorstellen. Nur hereinspaziert!